Kampf dem Mindestlohn?

Sein Aufwachen war mit einem leichten Kopfschmerz verbunden. Er quälte sich aus dem Bett und ging in die Küche, nahm aber den Umweg über die Toilette. Das Frühstück stand bereit und eine Nachricht lag dabei. „Gehe Einkaufen, bin in etwa einer Stunde zurück“
Er schenkte sich Kaffee ein der noch auf der Wärmeplatte stand und bestrich gedankenverloren sein Brötchen mit Butter und Konfitüre. Der Appetit kam mit dem Essen. Als der Mann sich die zweite Tasse Kaffee einschenkte gingen die Kopfschmerzen zurück und die Erinnerung bahnte sich ihren Weg. Die Dusche weckte seine Lebensgeister vollends. Er dachte an den gestrigen Tag. Er hatte die Wahl gewonnen, die Wahl zum Vorstands- vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes von Spiegelland. Mark Pfennig, der neue Führer des einflussreichsten Verbandes der Republik. Ganz oben, er hatte es geschafft, Championsleague. Er schaute in den Spiegel, bei genauem Hinsehen sah er die Dollarzeichen in seinen Augen und war zufrieden. Mark dachte darüber nach dass er sich noch mehr von seinem Vater distanzieren müsse, schließlich war er nur Schreiner, Möbelschreiner, Arbeiter und somit Mensch zweiter Klasse. Dass Mark Pfennig die Tochter des größten Automobilzulieferers geheiratet hatte war sein größter Glücksfall gewesen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters hatte er die Firma übernommen. Schritt für Schritt hatte er auch altgedienten Mitarbeitern neue Verträge angeboten, mit geringerem Einkommen. Wer nicht unterschrieb wurde entlassen, auch mit Hilfe von Mobbing. Inzwischen hatte die Firma einen hohen Ausländeranteil denen er einen Stundenlohn von 3,50 Euro zahlte. Es hatte einen tariflichen Deal mit der christlichen Gewerkschaft Spiegelland. Pfennig Automotive  Production hatte die Rendite um 30% erhöht und viele Unternehmer bewunderten seinen knallharten Führungsstil.
Und nun galt es den Mindestlohn, den die Regierung von Spiegelland einführen wollte zu verhindern. Ein probates Mittel war dabei immer die Drohung mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. Mark wollte seinen Unternehmerfreunden den Vorschlag machen der Premierministerin zu raten einmal nach Deutschland zu schauen. Denn die dortige Kanzlerin Merkel war sehr geschickt darin, vertraute Partei- und Politikfreunde in Schlüsselpositionen der großen Wirtschaftsunternehmen zu implantieren. Sie will ja auch für Deutschland eine „wirtschaftsdominierte Demokratie“ dachte Mark. Er war begeistert von ihr.
Aber der neue Mann an der Spitze der Arbeitgeber  wollte noch mehr:- die Abschaffung der Arbeitnehmer Schutzgesetze. Lohnabhängige sind Menschen zweiter Klasse, die brauchen keine Schutzgesetze und erst recht keinen Mindestlohn. Mark dachte darüber nach, ob man es in den deutschen  -Chefetagen ebenso sah. Er wusste es nicht, hielt es aber für gut möglich, sehr gut möglich sogar.
Er nahm sich vor, einmal bei einem deutschen Unternehmensverband nachzufragen, wie sie ihre Lohnabhängigen domestizierten.

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